Die Entstehung des Ölschiefers vor 180 Millionen Jahren

 

Das Urmeer “Tethys”, benannt nach der griechischen Meeresgöttin, erstreckte sich nach dem Bruch der großen Kontinentalplatte “Pangäa” über das heutige Europa bis nach Asien.

Durch erhöhte Vulkanaktivität vor 180 Millionen Jahren wurden gewaltige Mengen an Treibhausgasen freigesetzt, welche eine Klimaerwärmung zur Folge hatten. Ein Aufblühen der marinen Bioproduktivität in den Weltmeeren war die Folge. Über 50 Millionen Jahre lang lagerten sich weltweit abgestorbene tierische und pflanzliche Organismen am Meeresgrund ab. Die meisten wurden zersetzt und so wieder dem Kreislauf der Natur zugeführt. Durch die enorme Menge an Biomasse wurde viel Sauerstoff verbraucht, was sauerstoffarme Bedingungen im Tiefenwasser verursachte. In einigen – vom Meer zeitweise durch Sandriffe oder Gesteinsformationen abgetrennten, seichteren Meeresbuchten – bildeten sich am Grund ebenfalls diese anoxischen Zonen (Sauerstoffarme bzw. -freie Zonen). Die tektonisch komplexe Struktur dieser Becken verhinderte die ausreichende Durchmischung von sauerstoffreichen Oberflächenwasser und sauerstoffarmen Tiefenschichten.

Hier konnten die abgestorbenen Organismen nicht zersetzt werden und blieben erhalten. Durch Erosion überlagerten immer mehr Sedimente (kleinste Gesteins-, Korallen- und Muschelteilchen) diese Schicht aus organischem Material, bis sie unter dem immensen Druck und Einwirkung von Mikroorganismen im Laufe der Jahrmillionen schließlich zu Ölschiefer versteinerte.

Heute wird der Ölschiefer mit einer durchschnittlichen Mächtigkeit (Schichtdicke) von 6m im Bächental – einem Seitental des Karwendelgebirges – auf 1500m bergmännisch im Tagebau abgebaut. Zahlreiche Funde von Ammoniten und Belemniten sind stumme, faszinierende Zeugen von “Tethys”. Produktion des TIROLER STEINÖL

Durch die Einwirkung von Hitze in einem eigens entwickelten, hochmodernen und weltweit einzigartigen Ofen wird aus dem Ölschiefer heute der Wirkstoff Tiroler Steinöl gewonnen.

Die Sage des Riesen Thyrsus

In fernen Zeiten kam aus dem Rheinland ein Riese namens Haymon nach Tirol. Er überragte weit alle übrigen Menschen und übertraf sie an Kraft und Stärke. Zur gleichen Zeit wohnte bei Seefeld in Tirol ein zweiter Riese, der sich Thyrsus nannte. Als er von der Ankunft Haymons hörte, stieg Groll in ihm hoch. Er wollte nicht dulden, dass ein anderer sich niederlasse im Bereich seiner Berge, deshalb dachte er nach, wie er den fremden Mann wieder aus dem Lande verdrängen könne. Aber auch Haymon hatte von seinem Gegner und dessen Anschlägen vernommen. Wutentbrannt brach er auf und zog dem Ufer des Inns entlang ins Oberland. Hinter Zirl auf sonniger Wiese – heute heißt der Ort Dirschenbach – stieß er auf Thyrsus und griff ihn mit seinem wuchtigen Schwert an. Überrascht sah sich Thyrsus um eine Waffe um, riss die Birke aus, die neben ihm stand, und setzte sich damit zur Wehr.

Weitum ertönten Berg und Tal von den grimmigen Schlägen und im Walde bebten die Bäume bis tief in die Wurzeln hinab. Da stach Haymon seinem Widersacher eine tiefe Wunde in die Ferse, so dass ein Strahl hellen Blutes heraus sprang. Thyrsus konnte noch in das Karwendelgebirge entfliehen, verlor aber viel von seinem heilsamen Blut, welches im Gestein versickerte. Viele Jahre später entdeckten Bauern im Stein das heilsame Dirschenöl (Thyrsusblut) und seitdem wird es als Volksmedizin gegen vielerlei Krankheiten bei Mensch und Tier angewendet.